»Wasser ist Würde«

Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht. Doch viele gehen sorglos mit dieser kostbaren Ressource um. Dabei kann jeder Einzelne in seinem Lebensumfeld mit einfachen Mitteln nachhaltig handeln. Mit dem Aufruf „Save the Water“ will die Aktionswoche „Green Seven“ auf ProSieben mehr Menschen dazu bewegen, schon heute an morgen zu denken.

Plötzlich zog es Eli Raz den Boden unter den Füßen weg. „Ich stürzte tiefer, immer tiefer. Ich dachte, ich würde lebendig begraben.“ Als der Staub der Geröllmassen sich lichtete, sah er das Sonnenlicht. Doch er saß fest: acht Meter tief in einem Einbruchkrater. In der verlassenen Gegend an der Westküste des Toten Meers um Hilfe zu rufen, war aussichtslos. Sein Handy hatte keinen Empfang. Bald, so hoffte der Geologe vom israelischen Dead Sea & Arava Science Center, würde sein Kibbuz ihn vermissen. Stunden später begann er, auf Toilettenpapier seine letzten Worte an seine Familie zu schreiben. Dann endlich, nach einem halben Tag, fanden sie ihn. Der Alptraum war vorbei.

Der blaue Planet (Illustration)

Dort, wo sich vor einigen Jahren noch Touristen aus aller Welt in Strandbädern und auf Campingplätzen tummelten, ist heute Sperrgebiet. Riesige Einbruchkrater klaffen überall. 1990 wurden 70 solcher Löcher gezählt, 2016 bereits über 5.500. Grund ist der sinkende Wasserstand des mit 429 Metern am tiefsten gelegenen Sees der Erde. Jedes Jahr fällt er etwa einen Meter, da die Anrainer Syrien, Libanon, Israel, Jordanien und das Westjordanland mehr Grundwasser entnehmen als die Natur nachbilden kann. Süßwasser löst Salzablagerungen im Erdreich, der Boden bricht ein. „Jedes Jahr kommen knapp 1.000 neue Krater dazu“, berichtet Christian Siebert, Geologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, der seit zehn Jahren die Entwicklung vor Ort analysiert. „Die Lebensbedingungen und die sozio-ökonomische Situation werden sich dramatisch verschlechtern.“

Globaler Wasserbedarf

55%

mehr Trinkwasser wird 2050 benötigt

7,4

Milliarden zählt die
Bevölkerung 2016

Globaler Wasserbedarf – 7,4 Milliarden zählt die Bevölkerung 2016 (Icons)Globaler Wasserbedarf – 7,4 Milliarden zählt die Bevölkerung 2016 (Icons)
9,7

Milliarden zählt die
Bevölkerung 2050

Globaler Wasserbedarf – 9,7 Milliarden zählt die Bevölkerung 2050 (Icons)Globaler Wasserbedarf – 9,7 Milliarden zählt die Bevölkerung 2050 (Icons)

Quelle: Stiftung Weltbevölkerung / Prognose UN

Jeder kann mit seinem Verhalten zum Umweltschutz beitragen

Wasser ist eine lokal begrenzte Ressource, ein kostbares Gut. Zwei Drittel der 7,4 Milliarden Menschen auf dem blauen Planeten leiden zumindest zeitweise unter Süßwassermangel, nicht nur in den geographisch von Dürre geprägten Ländern, sondern auch in den Industrienationen. Auch die Einwohner von Metropolen wie London, Barcelona oder Mexiko-City sitzen öfter auf dem Trockenen. Zu den Ursachen zählen schlechtes Wassermanagement, das weltweite Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung, der Klimawandel, die Verschwendung in Landwirtschaft, Industrie sowie im privaten und öffentlichen Bereich. So verliert zum Beispiel London 25 Prozent seines Trinkwassers durch marode Leitungen, in Mexiko sind es bis zu 40 Prozent.

Kalifornien erlebt die größte Dürreperiode seit 1.200 Jahren

„Save the Water“ lautet daher die Aufforderung der Aktionswoche Green Seven, mit der ProSieben im Sommer 2016 zum Umdenken aufrief. Jeder kann mit seinem Verhalten zum Umweltschutz beitragen – und andere zu nachhaltigem Handeln bewegen, wie das Beispiel von Tony Corcoran zeigt. Der „Wasserpaparazzo“ ist mit seiner Kamera in Los Angeles unterwegs und filmt prominente Wasserverschwender. Denn obwohl Kalifornien noch immer gegen eine seit fünf Jahren andauernde Dürreperiode kämpft, rotieren auf den weitläufigen Anwesen der Hollywoodstars die Rasensprinkler, das Poolwasser wird regelmäßig erneuert. Corcoran veröffentlicht die Bilder auf Social-Media-Plattformen. „Mir geht es nicht darum, Menschen bloßzustellen. Ich will sie zum Umdenken bewegen“, sagt der Drehbuchautor.

Globaler Wasserverbrauch (Illustration)

Eine ganze Welle an „Wasserpaparazzis“ hat er ins Rollen gebracht. Fleißig wird gepostet – etwa über den Schauspieler Tom Selleck. Für die Bewässerung seiner Avocado-Farm wurde mehrmals der Feuerhydrant des Nachbardistrikts angezapft. Einige lassen sich vom öffentlichen Druck eines Besseren belehren, zum Beispiel Barbra Streisand. Seit Luftaufnahmen ihrer Villa in Malibu online zu sehen waren, hat sie die Rasensprinkler weitgehend abgedreht, Regenwasserzisternen und ein Brauchwassersystem installiert, berichten US-Medien.

Nur der verantwortungsvolle Umgang mit der wertvollen Ressource kann helfen, Trockenperioden zu meistern – ob im Süden der USA, dem Nahen Osten oder auch in Zentralindien, das die schlimmste Dürre seit 20 Jahren erlebt. Viele Bauern verschulden sich, um ihre Familie angesichts der Ernteausfälle ernähren zu können. Tausende im Bundesstaat Maharashtra haben Selbstmord begangen, weil sie keinen Ausweg mehr sahen. Nicht der schwache Monsun, sondern politisches Missmanagement sei der Grund des Übels, behauptet Rajendra Singh, der 2015 mit dem Stockholm Water Prize ausgezeichnet wurde. „Wir haben genug Regenwasser. Wenn wir es speichern und diszipliniert nutzen, gibt es keine Wasserknappheit mehr.“

Green Seven

Grün statt rot präsentiert sich das Logo von ProSieben einmal im Jahr zur Aktionswoche Green Seven. Ökologische Themen stehen dann im Fokus des Programms, um vor allem junge Menschen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. „Save the Bees“ lautete der Aufruf 2015, der auf die Gefährdung der Bienen aufmerksam machte und dazu motivierte, ihre Ökosysteme zu schützen. „Save the Water“ war 2016 das Motto der Initiative, die es bereits seit 2009 gibt. Moderator Stefan Gödde („Galileo“) berichtete diesmal unter anderem aus Kalifornien, das in den letzten fünf Jahren die größte Dürreperiode seit 1.200 Jahren erlebt. „Die Zuschauer unmittelbar mit Umweltthemen zu konfrontieren und Probleme ohne erhobenen Zeigefinger erfahrbar zu machen, das macht für mich Green Seven aus“, sagt Gödde. „Wir alle sind keine Umweltengel. Aber bereits kleine Veränderungen können große Wirkungen haben.“

www.prosieben.de/tv/greenseven

Save the Water (Illustration)

In seiner Heimat Rajasthan hat der 56-Jährige das unter Beweis gestellt. Auch hier waren einst viele Regionen ausgedörrt. Durch Regenspeicher konnte sich das Grundwasser regenerieren. Sieben ausgetrocknete Flüsse hat er so wieder zum Fließen gebracht. „Viele Menschen kehrten glücklich in ihre Dörfer zurück“, erzählt er stolz. „Wasser ist die Quelle des Lebens, der Weg zu Wohlstand. Wasser ist Würde.“ Und ein Menschenrecht. Doch von diesem Anspruch der Vereinten Nationen (UN) ist die internationale Gemeinschaft noch weit entfernt.

Das Grundwasser in China ist durch Abfälle stark belastet

748 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Rund ein Drittel hat weder Toilette noch Latrine. Vielerorts werden Abwässer ungereinigt in Flüsse, Seen und Meere geleitet oder versickern unkontrolliert im Erdreich. Rund 60 Prozent des Grundwassers in China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, ist vor allem durch Industrieabfälle, Düngemittel und Hausmüll schwer belastet. In Asien ist nahezu die Hälfte aller Flusskilometer durch Fäkalien verschmutzt, berichtet das UFZ.

Eine nachhaltige Wasserversorgung wie auch Abwasserentsorgung sei für Wohlstand entscheidend, mahnt Stefan Uhlenbrook, Koordinator des „World Water Assessment Programme“ der UN. Jede Million US-Dollar, die in den Wassersektor investiert wird, schaffe etwa in den USA 12 bis 20 Jobs, in Lateinamerika sogar circa 100 Arbeitsplätze – und das quer durch alle Wirtschaftsbereiche. Drei von vier Arbeitsplätzen hängen von Wasser ab, lautet das Kernergebnis des „World Water Development Reports 2016“ der UN. „Die Ressource Wasser wurde zu lange als frei verfügbar betrachtet und als Wachstumsfaktor unterschätzt“, erklärt Uhlenbrook. „Nachhaltige Investitionen rechnen sich – für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.“ <

Gruppenfoto GREENTEC Awards (Foto)
Nachhaltigkeit fördern

Mit dem „Galileo Wissenspreis“ zeichnet ProSieben regelmäßig Erfindungen und Ideen aus, die für einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Lebensstil stehen. 2016 gewann das Kiezkaufhaus die Auszeichnung, ein Online-Shop für lokale Händler mit Cargo-Bike-Service.

Der Galileo Wissenspreis wird jährlich im Rahmen der „GreenTec Awards“ verliehen, die 2008 von den Ingenieuren Marco Voigt und Sven Krüger gegründet wurden. Ziel des europäischen Umweltpreises ist es, Innovationen im Bereich Ökologie ins Rampenlicht zu rücken. Zu den Kategorien gehören unter anderem Automobilität, Bauen & Wohnen, Recycling & Ressourcen sowie Wasser & Abwasser. 2016 haben ProSieben/Galileo und der WWF erstmals gemeinsam den Sonderpreis „WWF Galileo Green Youngster Award“ ausgelobt.

www.greentec-awards.com

Kostbare Ressource

Weltweit wird 2050 jeder Vierte unter Wassermangel leiden

Kostbare Ressource (Balkendiagramm)Kostbare Ressource (Balkendiagramm)

Quelle: Population Action International

Wasser-Fussabdruck

Der Wasser-Fußabdruck umfasst die gesamte Produktionskette vom Anbau der Rohstoffe bis zur Endfertigung
So viel Wasser wird für die Herstellung eines Produkts benötigt

Wasser-Fussabdruck (Balkendiagramm)Wasser-Fussabdruck (Balkendiagramm)

Quelle: www.waterfootprint.org